Ein Prunkvoller Einstand
- Julia Planitz

- Dec 23, 2023
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Klein-Welzheim – Er hätte es sich zu seinem Einstandskon- zert sicherlich leichter ma- chen können. Doch der eigene Anspruch von Lukas Massoth ist eben ein hoher – genauso wie der Anspruch an sein Orchester. Nach 22 Jahren unter Dietmar Schrod wird das Große Orchester des Musikvereins Klein-Welzheim seit Jahresbeginn von Massoth dirigiert. Erst im August begann die Probenarbeit für das Jahreskonzert, das gleichzeitig den offiziellen Einstand des neuen Orchesterleiters darstellte. Was in dieser kurzen Zeit entstand, ist schlicht beeindruckend.
Es startete zunächst das Jugendorchester unter Leitung von Anja Schrod. Das Motto „Gold, Prunk und Intrige“ war, zumindest in Teilen, schon hier zu entdecken. Mit „The Lord of the Rings: The Fellowship of the Ring“ entführten die jungen Musiker das Publikum in die Welt von Tolkiens Meisterwerk. Wer Buch oder Film kennt, fand sich schnell auf der Reise durch Mittelerde wieder. In eine ganz andere Welt führte dann ein Medley mit Songs von „Earth, Wind and Fire“, mit dem Dirigentin Anja Schrod auch eine Art „Bildungsauftrag“ für ihre jungen Musiker erfüllen wollte. Mit „Metal!“ war dann ein weiteres, stilistisch erneut völlig anderes Medley zu hören, in dem das Jugendorchester zeigte, dass bekannte Gitarrenriffs auch von Blasinstrumenten gespielt durchaus gut klingen können.
Es folgte das Große Orches- ter, das mit Samuel R. Hazos choralartigem „From Gold“ zeigte, wie harmonisch, sanft und zugleich klanggewaltig die mehr als 50 Musiker zusammenspielen können. Bevor es mit Leroy Andersons „Belle of the ball“, einer laut Komponist modernen amerikanischen Wiederbelebung der Wiener-Walzer-Tradition, musikalisch in den Ballsaal ging, trumpfte das Orchester noch mit „Music for Gentry“ von Mickey Nicolas auf mit vielen Takt- und Tempiwechseln ein höchst anspruchsvolles Stück, mit dem Orchester und Zuhörer die gesamte Achterbahnfahrt eines wilden Barabends in den 1950er- Jahren mitmachen. Entsprechend groß war auch der Applaus des Publikums, das den Bürgerhaussaal an diesem Abend bis auf den letzten Platz füllte.
Schon die erste Hälfte des Programms überzeugte. Doch das alles war, so schien es später am Abend, nur das Warmspielen für das, was das Publikum nach der Pause erwartete. Hier tischte der Musikverein groß auf. Es folgte eine etwa einstündige Fassung von Johann Strauss’ Operette „Die Fledermaus“.
Die Rollen in Perfektion erfüllt
Erstmals wurde der Musikverein dafür bei seinem Jahreskonzert nicht nur gesanglich, sondern auch schauspielerisch unterstützt. Lisa Freiberger, die in der ersten Hälfte noch die Moderation übernommen hatte, schlüpfte nun in die Rolle des Dr. Falke. Die vom Dirigenten selbst geschriebenen Dialoge – orientiert am Original-Libretto und diversen Inszenierungen – waren an den Ort des Geschehens angepasst. So berichtete Falke, wie sein Freund Eisenstein ihn an Fastnacht in einem Fledermauskostüm vor dem Riesen hatte liegen lassen. Den Spott beim Gang über den Marktplatz am nächsten Morgen hatte er si- cher. Der Plan deshalb nun: die Rache der Fledermaus.

In seinen Plan spannte er auch Eisensteins Frau Rosalinde (Sopran) und deren Kammerzofe Adele (Sopran), gespielt von Stefanie Woelke und Julia Planitz, ein. Über das Studium war der Kontakt von Dirigent Massoth zu den beiden ausgebildeten Sängerinnen und Schauspiel-Studentin Lisa Freiberger entstanden. Und sie erfüllten ihre Rollen in Perfektion.
Mit viel Witz, gekonnter Mimik und Gestik sowie bei Planitz und Woelke auch einer großen Stimmsicherheit beeindruckten die schauspielerischen und musikalischen Gäste. Stefanie Woelke schlüpfte zusätzlich in die Rolle des Prinzen Orlofsky (Mezzo), was zu mehreren Rollenwechseln führte, ihrer Leistung aber keinen Abbruch tat. Dem Orchester forderte das Zusammenspiel – immer wieder durch szenische Darstellungen unterbrochen – eine hohe Konzentration ab. Am Ende würdigte das Publikum die Leistung mit lang anhaltendem Jubel und Standing Ovations. Diese gab das Orchester letztlich auch seinem Dirigenten zu- rück, mit dem gleich zum Einstand Maßstäbe setzte.
Offenbach-Post-12.12.2023






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